Phytotherapie
( Heilpflanzentherapie)
Artischocke
- Arzneipflanze des Jahres 2003
Die ARTISCHOCKE (Cynara scolymus L.) gehört zu den wichtigsten
Arzneipflanzen. Sie ist nicht nur ein wohlschmeckendes Gemüse,
auch ihre Blätter und Wurzeln haben durch den hohen Gehalt
an Bitterstoffen einen besonderen Platz in der Pharmakologie gefunden.
Aus diesem Grunde hat der "Studienkreis zur Entwicklungsgeschichte
der Arzneipflanzenkunde" an der Uni Würzburg, die Artischocke
zur Heilpflanze des Jahres gekürt.
Die Pflanze gehört wie die Mariendistel zur Familie der Korbblütler
(Asteraceen), deren Blüten in großer Menge dicht gedrängt
in Köpfchen stehen, die von einer Hochblatthülle umgeben
sind. Die Pflanze kann bis zu 2 m groß werden und hat große
violette Blütenstände. Die Blütenhüllblätter
und der Blütenboden werden als Gemüse verzehrt. Sie
gehört zu den ausdauernden mehrjährigen krautigen Pflanzen
mit einem ausgeprägten starken Wurzelstock, aus dem die grundständigen
Blätter und der Stengel wachsen. Die Blätter sind groß,
grün und an der Oberseite wenig behaart, an der Unterseite
sind sie weiß und stark behaart.
Die Artischocke ist hauptsächlich als Kulturpflanze bekannt.
Die Heimat der Cynara s. L. ist in den Geschichtsbüchern
nicht genau festgehalten worden. Nach heutigen Informationen wurde
sie 500 vor Christus erstmalig in Ägypten genutzt. So richtig
bekannt wurde die sie jedoch im südlichen Europa durch die
Arbaber; ihr Name stammt aus dem Arabischen "al-harsuf"
und bedeutet "distelartige Pflanze" oder "Erddistel".
Im 15. Jahrhundert kam sie über Frankreich und Italien nach
England.
Die Artischocke war damals vor allem als Aphrodisiakum bekannt.
Der Geheime Rat Goethe zählte aus diesem Grunde die Artischocke
zu seinen Leibgerichten, sodaß seine Lebensgefährtin
und spätere Ehefrau Christiane Vulpius das Gemüse im
Hausgarten in Weimar selbst anbaute. In Form von Briefen kündigte
sie ihrem häufig abwesenden Geliebten und Ehemann die bevorstehende
Ernte an....
Heute wird die Artischocke vor allem in Italien, Frankreich, Spanien,
Griechenland und Marokko angebaut, da in diesen Ländern ein
mildes Klima herrscht und sie besonders gut auf Lehmböden
gedeiht.
Inhaltsstoffe und Anwendungsgebiete
Die
Pharmakologie gewinnt aus den Blättern und Wurzeln, die einen
hohen Gehalt an Bitterstoffen haben, das Cynarin. Dieser Wirkstoff
regt den Gallefluß an und hilft somit bei der Fettverdauung.
Der Extrakt der Artischockenblätter wirkt als vorbeugende
Maßnahme gegen immer wieder auftretende Gallensteine. Außerdem
ist die Artischocke in der Lage, das LDL-Cholesterin "das
liederliche oder böse Cholesterin" um 10% bis 15 % zu
senken. Weiterhin hat das Cynarin eine leberschützende Wirkung,
hilft bei der Entgiftung des Körpers mit und unterstützt
die Verdauung. Die Artischocke ist nützlich bei allen Stoffwechselerkrankungen,
wie Rheuma oder Gicht und wirkt unterstützend bei Blasenschwäche.
Artischocken sind kalorienarm und haben viele Ballaststoffe. Sie
enthalten viel Vitamin C, Provitamin A, Vitamin B1 und B6, Folsäure,
Zink sowie Eisen, Calcium und Magnesium. Weitere Inhaltstoffe
sind Flavonoide, Monosaccaride, Inulin und Proteine.
Heutzutage werden hauptsächlich Fertigpräparate benutzt,
damit wichtige Inhaltstoffe nicht verloren gehen. Im Handel sind
die Extrakte in Form von Tabletten, Dragees, Tinkturen oder Frischpflanzenpresssaft
erhältlich. Man kann jedoch bei leichten Verdauungsbeschwerden
auch einen Tee zubereiten.
Teezubereitung
Einen
gestrichenen Esslöffel Artischockenblätter mit einer
Tasse gekochtem Wasser übergießen. 15 Minuten ziehen
lassen, dann abseihen. Jeweils vor dem Essen eine Tasse trinken.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Es
sind keine Nebenwirkungen bekannt. Bei Allergien gegen Korbblütler
oder bei Verschluß der Gallenwege darf die Pflanze nicht
angewendet werden. Bei schwangeren Frauen und stillenden Müttern
liegen keine Erfahrungen vor, wie sich die Inhaltsstoffe der Artischocke
auf das Ungeborene oder dem gestillten Säugling auswirken.
Generell sollte bei Kindern unter 12 Jahren auf ein Artischockepräparat
verzichtet werden.
MARIENDISTEL
- empfohlen bei Leber- und Gallenbeschwerden, Neigung zur Gries-
und Steinbildung.
mehr dazu in Kürze
KAMILLE (römische)
Lat. Anthemis nobilis / Chamomilae romanae
Trad. Indikationen: Magen-, Darmkoliken, Nervosität, Depressionen,
innere Unruhe, Fieber, Blähungen, Migräne, Neuralgien,
nerv. Durchfall/Verstopfung, Brechreiz ...
Sammelgut: Blütenköpfchen ohne Stiele - Zus.: Kapsel,
100% Anthemis nobilis flos
Der deutsche Botaniker Hieronymus Bock (1498-1554) schrieb: Die
chamill ist der doktor rezipe eins; es ist bei allen menschen
kein bräuchlicher kraut in der arztnei als eben chamillenblumen.
Ja, die Kamille ist seit alters ein bekanntes Volksheilmittel,
das mit seiner ausgleichenden Wirkung alle nervösen Gleichgewichtsschwankungen
und deren Folgen wieder behebt. Man sollte die Kamille in diesem
Fall mit Engelwurz kombinieren und zwischen den Mahlzeiten einnehmen.
Bei Migräne zusammen mit Mutterkraut, Silberweide oder Johannisbeerblättern.
Diese Kombination hat schon manche hartnäckige Migräne
beseitigt. Um 1800 war die römische Kamille in der Gegend
von Rom hoch im Kurs, daher der Name. Die Inhaltsstoffe (vor allem
Azulen) ähneln denen der normalen Kamille und wirken desinfizierend,
krampflösend, schmerzstillend, entzündungshemmend. Dies
bestätigten auch neuere klinische Forschungen. Sie ist ein
typisches Frauenkraut. Bei äußerlichen Anwendungen
ist es wichtig, die Wirkstoffe der Kamille direkt mit dem betroffenen
Körperteil in Berührung zu bringen, z. B. bei Hämorrhoidalleiden
im Sitzbad. Überdosierungen müssen bei beiden Sorten
vermieden werden.
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